Bowies Memphis-Sammlung : Was Bowie zuhause hatte, landet jetzt unter dem Hammer
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Ein David Bowie-Porträt, und im Vordergrund eine goldene Skulptur von Denis Mitchell. Sie steht zum Verkauf. Bild: Reuters
David Bowies Liebe zum Memphis-Design war kein Geheimnis, seine große Sammlung schon. Jetzt wird sie versteigert. Adam Trunoske von Sotheby’s erzählt, was ihn beim Anblick der Kollektion überraschte.
„Mit einer roten Schreibmaschine von Olivetti fing alles an. Tolles Teil. Auf der habe ich viele Lieder geschrieben; nicht nur, weil ich sie endlich zu Papier bringen wollte, nein: weil die Schreibmaschine an sich so phantastisch war. Es war schier unmöglich, den Blick von ihr abzuwenden. Ich hatte gelesen, dass ein Typ namens Ettore Sottsass sie entworfen hatte. Und die Salz- und Pfefferstreuer in meiner Küche auch! Seine Entwürfe scheinen mich magisch anzuziehen.“ Mit diesen Worten beschrieb der Musiker David Bowie vor 14 Jahren im Modemagazin „V“, wie seine Liebe zu Memphis entstand. Einer Stilrichtung, die dem Betrachter ein Raunen abringt, die man schön finden kann und auch hässlich, die letztlich aber doch zu Bowie besser passt als zu jedem anderen. Der Designer Ettore Sottsass war 62 Jahre alt, als er Memphis gründete. Er traf sich mit einer Handvoll junger Kollegen in seiner Mailänder Wohnung, und 1981 zogen sie aus, der Designwelt ein Schnippchen zu schlagen. Trivial sahen sie aus, diese neuen, laminierten Objekte, plakativ, vor allem aber: unkonventionell - in einer Zeit, in der Farben und Ornamente ein unausgesprochenes Tabuthema waren.
So entstand, was mit einem Augenzwinkern „New International Style“ genannt wurde: Memphis. Der Name gründete auf einem Bob-Dylan-Song, „Stuck Inside of Mobile (With the Memphis Blues Again)“. Funktionalität war bestenfalls irrelevant, der Diskurs umso wichtiger. Sottsass sah Memphis nie als Designbewegung, eher als Stachel im Fleisch einer ausdruckslosen Welt. Als es ihm zu kommerziell wurde, stieg er aus, das war 1985. Wenige Jahre später zerschlug sich das Grüppchen. Was bleibt, ist eine Art Pop-Art-Art-Déco: große und kleine Möbel, vielleicht Skulpturen, wer weiß das schon. „Es ist ein Remix, es ist Rap, es ist Hip Hop“, schrieb Bowie, der in London nicht nur Musik, sondern auch Kunst und Design studiert hatte.
Sottsass war für ihn der „größte Designer der letzten 50 Jahre“, der anderen wie Philippe Starck und Ross Lovegrove erst „die Türen geöffnet“ habe. Bowie schrieb Sottsass einen langen Brief, doch getroffen haben sie sich nie. Wer eins und eins zusammenzählte, hätte es sich denken können, wie der Künstler, der Anfang des Jahres starb, eingerichtet war. Dass er aber eine der größten Memphis-Sammlungen überhaupt zusammengetragen hat, überraschte selbst Kenner wie den Designspezialisten Adam Trunoske vom Auktionshaus Sotheby’s in London.
Hat Sie Bowies Sammlung überrascht?
In der Tat. Durch Bowies Artikel im Magazin „V“ wussten wir zwar um seine Verehrung für Ettore Sottsass und das Memphis-Kollektiv. Wie groß aber seine Sammlung war, hat uns dann doch bass erstaunt: Mehr als 100 Stücke! Es gehört eine gute Portion Mut dazu, so viele Memphis-Möbel zu kaufen. Aber letztlich passt es zur Persönlichkeit David Bowies: Er war ein Chamäleon mit vielen musikalischen Identitäten, vom Thin White Duke hin zu Ziggy Stardust und David Jones - sein bürgerlicher Name, unter dem er anfing. Die Stücke reflektieren das: Sie sind von verschiedenen Designern einer internationalen Gruppierung, jeder von ihnen brachte eigene Ideen und Vorstellungen mit. David Bowie war eine Ikone. Memphis war eine Ikone. Wenn man Bowie hört, weiß man, dass es Bowie ist - wenn man Memphis sieht, weiß man, dass es Memphis ist.
Wie lässt sich David Bowie als Sammler charakterisieren?
David Bowie ging es nicht ums Geld. Er sammelte, was er liebte. Auf Auktionen hat er vom unbekannten Außenseiter hin zu Basquiat alles gekauft. Die Memphis-Stücke erwarb er in den neunziger Jahren, als die Gruppe schon sechs, sieben Jahre nichts mehr produziert hatte und die Stücke aus der Mode gekommen waren. Karl Lagerfeld hatte eine umfangreiche Memphis-Sammlung, die er 1991 von Sotheby’s in Monaco versteigern ließ. Da fing Bowie gerade erst an. Er kaufte, was ihn bewegte, und genoss die Stücke für das, was sie waren, nicht für ihren monetären Wert. Bowie sagte: „Ich war ein Sammler von Ideen und Persönlichkeiten.“ Das spiegelt sich hier wider. Außer Lagerfeld damals kenne ich nur einen Sammler in den Vereinigten Staaten, der eine nennenswerte Memphis-Sammlung hat.